
(zuerst veröffentlicht 07. Feb 2021)
Meine Tochter brachte mir eine Gazette aus dem Bio-Supermarkt mit, ein österreichisches Erzeugnis namens Biorama, das anders daher kommt als die Werbebroschüren, die man sonst so sieht (dazu unten noch etwas mehr). Auf S. 33ff findet sich ein Artikel, der schon aufgrund seiner Aufmachung z.B. die erste Seite mit einem Slogan, der werblich aussieht: „Verpackungen aus Kunststoff schaden dem Klima. Glas oder Papier sind besser für die Umwelt.“ Kleinere Type: „Denken Sie so? Wenn Sie da nicht einem Märchen aufgesessen sind …“. Auf der nächsten Seite dann das Statement: „Tatsache ist: die meisten Verpackungen aus Kunststoff haben geringere Auswirkungen auf das Klima als die Alternativen aus Glas oder Metall.“ Im Stile eines informativen Artikels werden ein paar statistische Zahlen aufgeführt, allerdings ohne Quellen. So heißt es u.a., dass Verpackungen nur ein Prozent unseres Klimafussabdrucks ausmachen, es gibt eine „Haben Sie gewusst, dass …“- Rubrik, und auch noch den Hinweis „Unterstützen Sie Recycling. Entsorgen Sie Kunststoffverpackungen richtig im gelben Sack.“
Wer ist der Autor des Artikels? Handelt es sich um einen Artikel der Zeitschrift Biorama, oder ist es ein werblicher Beitrag der Kunststoffindustrie? Wäre Letzteres der Fall, dann müsste der Beitrag als Werbung gekennzeichnet werden, was nicht der Fall ist. Andererseits fällt in einem Heft mit gut recherchierten, in den meisten Fällen nicht-werblichen Beiträgen auf, dass dieser Beitrag entweder schlecht recherchiert wurde, weil er keine Quellen beinhaltet, oder es sich gar nicht um einen redaktionellen Beitrag handelt.
Es kommt mir nicht darauf an, ob Kunststoffverpackung wirklich einen geringeren Fußabdruck haben als Glas oder Metallverpackungen. Das mag so sein. Was mich stört ist, dass der Beitrag nicht eindeutig zu erkennen ist als ein werblicher Beitrag der Kunststoffindustrie, mutmaßlich also Bullshit, oder ein redaktioneller Beitrag.
Aufklärung von Konsumenten ist ein Schlüsselelement für die Durchsetzung von Nachhaltigkeit. Gerade, weil viele Sachverhalte komplex sind, und es in vielen Fällen auch keine eindeutige Entscheidung zu Gunsten des einen oder des anderen Verhaltens oder Verfahrens geben kann, ist es wichtig, dass die Orte, an denen Verbraucher informiert werden, freigehalten werden von Greenwashing oder Tarn-Motiven konventioneller Industrien. Wenn es sich also um eine gezielte „Information“ der Kunststoffverpackungsindustrie handelt, sollte Biorama, schon im eigenen Interesse darauf achten, den Beitrag als einen werblichen Beitrag zu kennzeichnen. Falls es sich nicht um eine Anzeige der Kunststoffverpackungs-industrie handelt, dann ist der Artikel miserabel recherchiert, und gehört schon allein deshalb nicht in ein Heft, dass sich bewusst leben auf die Titel Seite schreibt.